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21 Nationen beim EU-Seminar in Vorarlberg vertreten

Bei dem in Vorarlberg durchgeführten EU-Seminar waren 21 Nationen vertreten. Vom 25. bis 29. April wurde ein anspruchvolles Thema „Making the best use of natural and cultural resources“ diskutiert. Vertreter von EU, Nationaler Koordinierungs- und Netzwerkstellen sowie von lokalen Aktionsgruppen tauschten ihre Erfahrungen anhand vorgestellter Best practice Beispiele aus. Ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung. Am 27. besuchten die 140 Teilnehmer Beispielprojekte in Vorarlberg.























Das Exkursionsprogramm wurde von der LAG Vorarlberg zusammengestellt. In drei Bussen wurden die Teilnehmer zeitversetzt zu den einzelnen Projekten geführt. Projektleitende Personen präsentierten dort die erreichten Ergebnisse. Nach der durchgeführten Exkursion ernteten die Projektverantwortlichen und Organisatoren der Exkursion viel Lob. Die Teilnehmer erhielten umfassende Information, nicht nur durch die Präsentation der Projekte, sondern auch über den bereit gestellten t-guide in Form des überlassenen mp3 Players.

Veranstalter des Seminars unter dem Titel “Making best use of natural and cultural resources” war die European Commission, Directorate-General for Agriculture and Rural Development Unit F3.
In der EU bedeutet dieses Schlagwort nach freier Übersetzung soviel wie: “Beste Nutzung der zur Verfügung stehenden Natürlichen und Kulturellen Gegebenheiten für ein nachhaltiges Wirtschaften“

Das Treffen wurde vom EU Leader + Contact Point und der LEADER-Aktionsgruppe Vorarlberg organisiert.
Die 140 Teilnehmer kamen aus der EU LEADER+ Verwaltungsbehörde, aus Nationalen Verwaltungsstellen, Netzwerkleitungen und Lokalen Aktions-Gruppen aus ganz Europa.

Mit der Durchführung des Seminars positioniert sich Vorarlberg einmal mehr als Europäische Beispielregion.
Vorarlberg erkennt den Nutzen als Gastgeber-Region in der Europäischen Berichterstattung und in der damit entstehenden Leadership-Rolle.

Fachexkursion am 27.04.06
Im Zuge der Exkursion wurden drei Gebiete der LAG Vorarlberg besucht. Sie begann in den Blumenegg-Gemeinden und führte durch den Biosphärenpark Groß Walsertal über den Faschinapaß in den Bregenzer Wald. Die Gebiete sind in Sachen Regionalentwicklung eigenständig organisiert. In der Exkursion zogen sich die Themen Holzbau, Architektur, Design, Handwerkskunst und Ökologie wie ein roter Faden durch.
Holz ist im Alpenraum nicht nur ein wichtiger nachwachsender Rohstoff, es ist Kulturlandschaft und von großer Bedeutung für das Klima. Die Wertschöpfungskette Holz ist die Branche mit den meisten Betrieben und somit beschäftigungspolitisch sehr wichtig. Vorarlberg konnte, basierend auf langer Tradition, Stärken in der Holzbauarchitektur entwickeln und einen Europäischen Ruf erlangen. Die Handwerkskultur, deren Pflege und Weiterentwicklung im Sinne der „In-Kultur-Nahme“ standen daher im Mittelpunkt der Besichtigungsbeispiele. Sie zeigten unterschiedliche Zugänge auf, wie die regionale, natürliche und kulturelle Ressource gepflegt, genutzt und weiter entwickelt werden kann.

Erster Halt ist das neu errichtete Gemeindezentrum von Ludesch. Dieses ist ein Vorzeigebeispiel für Architektur, ökologisches Bauen, Energieeffizienz und den sinnvollen Einsatz regionaler Ressourcen gleichermaßen. An dem Standort wurden zwei LEADER Projekte präsentiert und eine Führung durch das Haus durchgeführt

Simone Kochhafen von der Vorarlberger Wirtschaftskammer präsentierte das Projekt „Holzbau Kunst“. Die Pflege der Handwerkskultur beginnt mit der Ausbildung. Das LEADER Projekt setzt ein innovatives Ausbildungsprogramm für junge Holzverarbeiter um, das von den beteiligten Unternehmen selbst entwickelt wurde. Kooperation in ureigenster Angelegenheit, Die Initiative war auch Siegerprojekt im Wettbewerb „Zukunft in den Alpen“ von CIPRA

Zum Besichtigungsrundgang begrüßte Anton Zech und Gebhard Bertsch, der auch für die Baubiologie verantwortlich war. So erhielten die Exkursionsteilnehmer die Möglichkeit, regionale Ressourcennutzung, Ökologie und Holzarchitektur durch eine Führung hautnah zu erleben. Das Gemeindezentrum Ludesch wurde in Passivhausstandard errichtet und gilt als europäisches Musterbeispiel. Es wird von Fachleuten häufig besucht.

Das LEADER Projekt „Bergholz“ zeigt die Chance kleinräumiger, regionaler Marken auf. Dieses wurde von Gottlieb Kaufmann und Andreas Neuhauser präsentiert. Mit der Entwicklung der Marke Bergholz im Biosphärenpark Großes Walsertal ist eine talschaftsweite Kooperation von Betrieben verbunden. Das 2001 gestartete Projekt kann bereits über steigende Umsätze und Beschäftigung in entlegenem Gebiet berichten. Kooperation ist ein Lernprozess der laufend gepflegt sein will.


Im Zentrum von Blons wurde das Siegerprojekt für den Holzbaupreis 2005 besichtigt. Dieses Gebäude steht im engen Zusammenhang mit dem LEADER Projekt Bergholz. Der Ort Blons, bekannt unter anderem durch die verheerende Lawinenkatastrophe im Jahr 1954, demonstriert mit Holz aus den Schutzwäldern, wie regionale Ressourcen zur Pflege der Kulturlandschaft und zum eigenen Schutz nachhaltig genutzt werden kann. Zudem erhielten die Besucher Informationen zum Thema Biosphärenpark.

Nach der Fahrt über den Faschinapaß erreichten die Exkursionsteilnehmer den Ort Au im Bregenzerwald
Treffpunkt war die Pfarrkirche Au. Der Präsident des Vorarlberg-Tourismus, Walter Lingg, stellte das Projekt „Barockbaumeister“ vor.
Das LEADER Projekt Barockbaumeister rückt die hohe Handwerkskultur des Bregenzerwaldes im 17. und 18. Jahrhundert in den Mittelpunkt. Die Handwerkskooperation unter strenger Führung der berühmten Baumeister unterhielt eine eigene Ausbildungsstätte in Au. Die Handwerker waren europaweit tätig und sie waren in dieser Zeit ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Die Pflege der Handwerkskultur ist ein historischer Auftrag. Die tiefen Wurzeln der berühmten Baumeister wurden in der kleinen Barockkirche in Au früh spürbar. Die Kirchenorgel spielte ein Stück von Johann Sebastian Bach und hinterließ einen tiefen Eindruck.

Martin Bereuter, selbst Handwerker und Architekt präsentiert das Werkraum-Depot. Der Werkraum ist eine Handwerker-Organisation mit 100 Mitgliedsbetrieben aus der Region Bregenzerwald. Die Vereinigung ist im Rahmen eines EU-LEADER-Projektes entstanden. Sie organisiert Wettbewerbe und Ausstellungen und widmet sich der Ausbildung und dem Nachwuchs. Zur Pflege der Handwerkskultur rückt die Organisation die Gegenwart in den Mittelpunkt. Kooperationen mit Designern, die Entwicklung neuer Produkte, Innovation, Qualität und Verlässlichkeit sind mittlerweile kennzeichnend für das Image der im Werkraum organisierten Betriebe. Die Ausstellung zeigt zeitgenössisches Design, die Führung berichtet über die Kooperation und wie es dazu kam.
Eine 10-minütige Kurzwanderung führt in das denkmalgeschützte Ortszentrum von Schwarzenberg. Elfie Kaspar bot den Besuchern eine 30-min Kulturführung durch Schwarzenberg an.
Nach einer Fahrt von ca. 20 Minuten trafen die Exkursionsteilnehmer im Kulturhaus und Frauenmuseum in Hittisau ein. Ein bemerkenswertes architektonisches Gebäude aus dem Holz des heimischen Waldes.
Franz Rüf stellte das Projekt „Weisstanne“ vor. Dieses grenzüberschreitende LEADER+ Projekt beschäftigt sich mit der Weißtanne, dem „Baum des Jahres“ 2004. Drei lokale Aktionsgruppen arbeiteten über die Staatsgrenzen hinweg am Image einer Baumart, die in den beteiligten Regionen häufig vorkommt, in den vergangenen Jahren aber durch die Globalisierung stark in Bedrängnis geriet. Thema ist die Inkulturnahme regionaler Ressourcen als Antwort auf die Globalisierung.
Helga Rädler vom Frauenmuseum Hittisau präsentierte das Projekt „Holzkultur Hittisau“ in Form eines Dorfrundganges. Dabei wurden die vielfältigen Facetten der regionalen Ressource Holz für Besucher erlebbar gemacht. Ein Dorfrundgang zu architektonischen Beispielen, zu Betrieben und in die Naturlandschaft lassen die Beziehung zum natürlichen Werkstoff wachsen. Die Exkursionsteilnehmer erlebten, wie ein regionaler Werkstoff zum Kulturelement wird.

Die Ausstellung „Heimhandwerk“: Das LEADER Projekt Heimhandwerk geht neue Wege im Umgang von tradierten Heimhandwerkstechniken und zeigt Ansätze neuer Beschäftigung auf. Marta Niederacher, Mitglied der Projektgruppe präsentierte innovatives Design aus der Werkstatt des Heimhandwerks.
Von den Besuchern wurde die Gelegenheit genutzt, das erste Frauenmuseum zu besuchen.
Ein gemeinsames Abendessen rundete den Tag ab und es konnten bilateral Erfahrungen ausgetauscht werden.
Erstellt von: Franz Rüf
E-Mail: telesis@telesis.at
Datum: 4.5.2006
LAG: Entwicklungsverein Natur- und Kulturerbe Vorarlberg
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