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Lernmodule der Lernwerkstatt im Film dokumentiert

Der Dokumentationsfilm ist ab sofort erhältlich. Zur Bestellung senden Sie ein e-mail an leader@leader-vlbg.at . Gegen einen Kostenbeitrag von € 10.- erhalten sie die DVD der Lernmodule. Die Lernwerkstatt ist ein konkreter Ort und ein historisches Objekt, das bereits in der Entstehung als lernendes Objekt fürs Handwerker genutzt wird. Die Restaurierung erfolgt in Form von Lernmodulen, wo tradiertes Handwerk wieder bewusst gemacht und so vor dem Aussterben bewahrt wird.



Im Vorfelde des Projektes hat sich nach einer Reihe vorbereitenden Gesprächen mit dem Werkraum Bregenzerwald ein Sanierungsmodell besonderer Art ergeben. Der Werkraum Bregenzerwald erkennt zunehmend die Notwendigkeit, dass tradiertes handwerkliches Wissen gepflegt und wieder erlernt werden muss, will das Handwerk auch kompetent in der Erhaltung von Kulturgüter sein. Zunehmend ist eine Nachfrage zu spüren und v.a. vor dem Hintergrund der Bemühungen des Bregenzerwaldes in die Liste der Weltkulturerbegüter aufgenommen zu werden. Bei diesem Bemühen geht es im besonderen Maße um die Handwerkskultur des Bregenzerwaldes. Es gibt kaum eine andere Region, in dieser Ausdehnung, wo im Verhältnis noch so viele Einzelobjekte aus einer bestimmten Zeitepoche erhalten sind. Diese weitgehend aus Holz bestehenden Bauwerke prägen das Landschaftsbild der Region. Die Bregenzerwälder Handwerker haben sich entschlossen, hier ihre Kompetenz zur Erhaltung dieser Objekte weiter zu steigern und haben aus diesem Grund ein besonderes Ausbildungsprogramm unter dem Titel „Lernwerkstatt“ entwickelt. Das Lernprogramm sieht vor, dass Seniorenmeister, Lehrlinge und Gesellen aller Betriebe der Region einladen, Handwerkstechniken an Objekten in Form von Seminaren, Lernmodulen, zu üben und zu erproben. Aufgrund der Kooperation mit der Gemeinde Alberschwende ist es gelungen, diese Seminare an jenem Objekt durchzuführen, das gleichzeitig auch hinkünftig als Veranstaltungsraum für die Lernwerkstatt dienen soll. Die Lernmodule umfassen die Gewerke Zimmerer, Steinmetz, Natursteinmaurer, Dachdecker und Lehmbau. Verbunden mit den Lernmodulen sind Exkursionen für die Seminarteilnehmer und die Aufarbeitung der Lerninhalte in Form von nachvollziehbarer Dokumentation. Das Gebäude in Alberschwende soll sich als Dauereinrichtung für die Werkraumaktivitäten entwickeln bzw. für die Handwerkliche Ausstellung zu verschiedensten Themen etablieren.

Traditionelles Handwerk will gelernt sein - Wissen ist Grundlage zur Erhaltung der Kulturlandschaft im Bregenzerwald

Die Arbeitsmethoden und Herstellungsverfahren haben in den vergangenen Jahrzehnten starken Einfluss auf die Architektur und Bauhandwerkliche Gestaltung genommen. Aufgrund des stetigen Wettbewerbs und des Preisdruckes haben sich Verarbeitungstechniken und Maschinenanlagen entwickelt, die es ermöglichen bestimmte Formen und Bauteile preisgünstig herzustellen. Dies hat zwangsläufig die Architektur bewogen im Sinne des Kunden diese Entwicklung auch in die Gestaltung mit aufzunehmen. Dies gilt für Neubauten. Zunehmend entsteht jedoch auch ein Markt und eine Sensibilität für die Erhaltung traditioneller Bauwerke. Die Erhaltung und Sanierung dieser Bauwerke erfordern jedoch ein nahezu vergessenes handwerkliches Wissen. Der Werkraum Bregenzerwald hat sich zum Ziel gesetzt, Kompetenz im Bereich der Erhaltung bestehender Bausubstanz zu erhalten bzw. wieder zu erlangen. So wurde das LEADER+ Projekt „Lernwerkstatt“ angestrebt in dessen Rahmen Lernmodule für tradiertes Handwerk entwickelt und umgesetzt werden. Die Lernmodule werden an einem konkreten Sanierungsprojekt pilotmäßig durchgeführt. Bei der Umsetzung der Module geht es nicht darum, dass absichtlich auf die heute vorhandenen maschinentechnischen Möglichkeiten verzichtet wird, vielmehr geht es darum, mit den heutigen Mitteln die seinerzeitige Konstruktionstechnik wieder zu beherrschen und v.a. das Gefühl für alte Bausubstanz stärker zu entwickeln. Dazu ist das Wissen früherer Techniken erforderlich. Für die Pilotphase sind Lernmodule in der Holzbautechnik im Umgang mit Natursteinmauern und im Umgang mit Dächern und Fassen Sanierungen vorgesehen.

Traditionelles Handwerk will gelernt sein – die ersten Module im Projekt sind:
Zimmerer – Holzbautechniker:
Teilnehmer: Facharbeiter und Lehrlinge aus Holzbaubetrieben
Ziel: Nach Abschluss des Lehrganges sollen die Teilnehmer in der Lage sein, die Qualität alter Holzbauteile zu beurteilen und den Austausch solcher Teile mittels Herstellung stilgerechter Verbindungen selbständig vornehmen können.
Lerninhalt – Theoretischer Teil: Aufarbeiten der historischen Entwicklung im Holzbau anhand der, zu sanierenden Objekte Mesner- Haus und Mesmers Stall.
Exkursion: Besichtigung des Hauses „Matt“ in Schoppernau, ca. 400 Jahre altes Haus, saniert im Jahr 2001 und bei der Rückfahrt Besichtigung der Holzbrücke über die Subersach
von Großdorf nach Lingenau, erbaut unter Alois Negrelli. Fahrt mit 1-2 Privatautos.
Praktische Arbeit: Erlernen von handwerklichen Techniken welche zum Austausch der Holzbauteile erforderlich sind wie Pölzen, Aufreißen, Stemmen etc.
Maurer – Natursteinmaurer
Teilnehmer: Facharbeiter und Lehrlinge mit den Berufen Maurer, Steinmetz und Landschaftsgärtner sowie Personen die sich in der Freizeit mit der Bearbeitung von Naturstein auseinandersetzen wollen.
Ziel: Nach Abschluss des Lehrganges kennen die Teilnehmer die wichtigsten Arten von Natursteinen, die Werkzeuge für deren Bearbeitung und die passenden Verbindungsmittel. Sie sind in der Lage, die Qualität von Natursteinbauwerken zu beurteilen und haben praktische Kenntnisse über Maßgetreues Zuhauen von Mauersteinen und deren Verlegung.
Lerninhalt theoretischer Teil: Werkstoffkunde und Geologie, Historischer Rückblick über die Verwendung von Natursteinen als Baustoff von der Antike bis ins 21. Jahrhundert, Steinbrüche und Abbaumethoden in Vorarlberg, Montageverfahren und Verbindungsmittel,
Chemische, biologische und mechanische Einflüsse auf den Werkstoff, Erhaltung und Sanierung von Naturstein.
Exkursion: Besichtigung der Kapuzinermauer in Bregenz, Evangelische Kirche in Bregenz,
Tunnel der Wälderbahn in Bregenz-Rieden, Steinbruch Bärlocher in CH-Rorschach.
Praktische Arbeit: Steine zuhauen, Mörtel herstellen, Mauersteine verlegen.
Holzschindeln – Schindeldach
Teilnehmer: Dachdecker-Lehrlinge und - Facharbeiter, Architekten, Baumeister-Bauleiter.
Ziele: Die Teilnehmer kennen nach Abschluss des Lehrganges die verschiedenen, in unserer Region vorkommenden Holzsorten und sind in der Lage, die Qualität von Fichtenhölzern zu beurteilen und haben handwerkliche und theoretische Kenntnisse über die Herstellung von und Verlegung der verschiedenen Holzschindelarten.
Lerninhalt theoretischer Teil: Baumbestand in der Region Bregenzerwald, Lebensraum Wald, Schutzfunktion und wirtschaftliche Nutzbarkeit, Qualitätskriterien, Richtige Zeitpunkte und Techniken bei der Holzschlägerung, Werkzeuge zur Herstellung und Verlegung von Holzschindeln, Verelegetechniken, fachgerechte Unterkonstruktionen für Schindelanschläge an Dach und Wand, Geschichtliche Aufarbeitung.
Exkursion: Waldbesichtigung im Hinterbregenzerwald, im Rahmen des Lehrganges wird eine geeignete Fichte ausgewählt und unter Mithilfe der Teilnehmer geschnitten sowie zerlegt. Besuch der Produktionsstätte der Fa. Rietzler in Au dort wird das, am Vortag geschnittene Holz von den Teilnehmern händisch und maschinell zu Schindeln verarbeitet.
Praktische Arbeit: Spalten, putzen, besäumen und verlegen von Holzschindeln.
Weitere Module werden im Verlaufe der Sanierung noch Entwickelt.

Die Lernwerkstatt soll eine dauerhafte Einrichtung für den Erfahrungsaustausch im Bereich von Sanierung und Erhaltung kulturlandschaftlich wichtiger Objekte werden. Die Lernwerkstatt will auch die Sensibilisierung in der Bevölkerung erreichen und wird in Zukunft Vorträge und Ausstellungen gestalten.

Projektleitung: Franz Rüf, Rudolf Meier
Erstellt von: Franz Rüf
E-Mail: leader@leader-vlbg.at
Datum: 16.5.2005
LAG: Entwicklungsverein Natur- und Kulturerbe Vorarlberg